WKO Interview mit Nina Pildner-Steinburg
Interview der Wirtschaftskammer Österreich / Metalltechnische Industrie mit Nina Pildner-Steinburg, Geschäftsführung der GAW technologies GmbH
Vom Kleinunternehmen zum weltweiten Technologieführer
Man spricht nicht mehr vom Grazer Armaturenwerk, das vor 69 Jahren gegründet wurde, sondern von der weltweit tätigen Unternehmensgruppe GAW Group mit mehr als 500 Mitarbeitern. Wir haben bei der Geschäftsführerin der größten operativen Unternehmenseinheit, der GAW technologies GmbH, und Ausschussmitglied der Metalltechnischen Industrie Nina Pildner-Steinburg nachgefragt, was in der aktuellen Situation, die großen Herausforderungen sind und wie sie die Zukunft der Metalltechnischen Industrie sieht.
Nina Pildner-Steinburg ist Geschäftsführerin des im Eigentum ihrer Familie stehenden Grazer Industrieanlagenbauunternehmens GAW technologies GmbH und Ausschussmitglied der Metalltechnischen Industrie sowie Vizepräsidenten der Industriellenvereinigung Steiermark.
Basierend auf den auch heute noch geltenden Grundsätzen Zukunftsfähigkeit, Unabhängigkeit und Kontinuität entwickelte sich das von Erhardt Pildner-Steinburg gegründete Kleinunternehmen unter der Führung seiner Söhne Jochen & Jörg zu einem internationalen verfahrenstechnischen Industrieanlagenbauer in den Bereichen Papier und Karton, Faserverbundwerkstoffe und Kunststoff-Kreislaufwirtschaft.
Was zeichnet Ihr Unternehmen oder Ihre Tätigkeit aus?
Nina Pildner-Steinburg: Unternehmergeist, Mut und eine konsequente internationale Ausrichtung prägen uns seit unserer Gründung 1951. Wir bedienen Märkte in beinahe allen Regionen der Welt und sind sehr stolz auf die umfangreiche und tiefgehende technologische Expertise, die wir in den letzten Jahrzehnten angeeignet haben. Unser verfahrenstechnisches Know-how ist insbesondere in der Papier- und Kartonindustrie gefragt. Vor allem dann, wenn es um die vollautomatisierte Herstellung von Pigment, die Aufbereitung von Streichfarbe, Stärke und Chemikalien oder aber auch um das Recycling von Prozessabwässern geht. Mit ähnlichen Technologien sind wir im Segment der Faser-Verbundwerkstoffe verankert und im Bereich der Kunststoff-Kreislaufwirtschaft sind wir gerade dabei uns entsprechend zu positionieren und zu etablieren.
Was sind die großen Herausforderungen der aktuellen Zeit?
Nina Pildner-Steinburg: Die Reisebeschränkungen in Drittländer außerhalb der EU stellt eine sehr große Herausforderung stellen für uns dar. In unsere größten Auslandsmärkte können wir entweder überhaupt nicht einreisen bzw. sind Ausnahmeregelungen nur schwer zu erreichen. Hinzu kommt, dass zwischen einer Reihe von Ländern der Flugverkehr überhaupt eingestellt wurde. So haben wir unter anderem keine Möglichkeit unsere Anlagen in Betrieb zu nehmen, können also unseren vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommen. So geht es aber nicht nur uns und es benötigt hier dringend politische Unterstützung. Internationale Geschäftsreisen sind für eine starke Exportnation ein notwendiges Erfolgsinstrument und haben mit klassischen Urlaubsreisen nichts zu tun!
Wie sehen Sie als Ausschussmitglied die Zukunft der Metalltechnischen Industrie im Allgemeinen?
Nina Pildner-Steinburg: Die Metalltechnische Industrie steht sicher vor enormen Herausforderungen, zumal in den wichtigsten Exportmärkten anhaltend große Unsicherheit herrscht. Umso wichtiger ist es, dass unsere Betriebe in ihrem Vertrauen in den Standort gestärkt werden. Nur wenn Planungssicherheit herrscht und die entsprechenden Rahmenbedingungen vorhanden sind können Investitionen getätigt und damit Beschäftigung geschaffen werden.
Wie bewerten Sie den Standort Steiermark im internationalen Vergleich?
Nina Pildner-Steinburg: Die Steiermark ist ein Industriestandort und die Unternehmen sind bestens aufgestellt, innovativ und in hohem Maße anpassungsfähig. Um den Standort und die hier lebenden Menschen aber auch in eine gute Zukunft führen zu können, sind zwei Aspekte wesentlich: Zum einen umfassende und vor allem zielgerichtete Maßnahmen, um die Digitalisierung in den verschiedensten Bereichen voranzutreiben. Zum anderen benötigen wir Investitionen in Produktion, Innovation und Bildung. Ergänzend dazu gilt es den europäischen "Green Deal" so auszugestalten, als dass es in der Steiermark faire und international vergleichbare Rahmenbedingungen für all jene Unternehmen braucht, die für ihre Wertschöpfung einen hohen Energieeinsatz aufbringen müssen.
Vielen Dank für Ihre Zeit Frau Pildner-Steinburg und alles Gute weiterhin!
November 2020
Link zum Interview: WKO / Metalltechnische Industrie Webseite